Chronik

Gründ­ung der Frei­will­igen Feuer­wehr Kals­dorf

ehrenamtlich seit 1874

Als Gründungsdatum der Freiwilligen Feuerwehr Kalsdorf gilt der 13. September 1874, an dem sich 26 Männer zur Gründungsversammlung trafen und in die neugegründete Wehr eintraten. Die erste Wehrführung setzte sich wie folgt zusammen:

  •  Hauptmann Josef Ranz (Gastwirt)
  •  Hauptmannstellvertreter Franz Schreiter (Mühlenbesitzer)
  •  Schriftwart Johann Kink (Lehrer)
  •  Säcklwart und 1. Steigerzugsführer Franz Matzer (Grundbesitzer)
  •  2. Steigerzugsführer Alois Hütter (Mühlenbesitzer)
  •  Spritzenzugsführer Andreas Marchl (Grundbesitzer)
  •  Zeugwart Johann Edler (Grundbesitzer)

Die Heraus­forder­ungen der Gründ­ungs­jahre 1874 - 1880

Aller Anfang ist schwer

„Aller Anfang ist schwer“ hatte als Sprichwort auch für die neugegründete Wehr Gültigkeit, es galt vor allem die Bevölkerung über die Notwendigkeit dieser Organisation zu überzeugen und Interesse an der freiwilligen Tätigkeit zu wecken. Ein aus dem Jahr 1874 noch vorhandenes Kassenbuch gibt Aufschlüsse über die ersten Ausrüstungsgegenstände wie zwei Signalhörner, die um 12 Gulden und 17 Kreuzer am 21. November 1874 gekauft wurden.

Die ersten Einnahmen waren durchwegs Spenden von verschiedenen öffentlichen Einrichtungen, im Jahr 1875 bereits wurde mit einer Tombola die erste Veranstaltung abgehalten und dabei wurden schon stolze 72 Gulden eingenommen. Solche Einnahmen wurden und werden bis heute zur Anschaffung verschiedenster Einsatzmittel eingesetzt.

Zu den ersten Anschaffungen zählten Handeimer, da das Wasser früher mittels Handeimern in die Spritze gegossen werden musste, um durch Manneskraft unter Druck gesetzt über Schlauchleitungen zum Brandherd gepumpt zu werden. Durch spätere Überlieferungen über den Umbau zu fahrbaren Spritzen ist anzunehmen, dass diese ersten Spritzen händisch getragen werden konnten.

Unsere Feuerwehr trat schon mit der Gründung dem bereits 1870 geschaffenen Feuerwehr-Gauverband bei und kaufte im Jahr 1875 dessen Dienstvorschriften. Die Wehr übernahm auch die Statuten des Verbands, der im Jahr 1880 bereits aus 182 Wehren bestand.

Um die immer zahlreicher werdenden Gerätschaften unterzubringen, wurde im Pratlhof das erste Feuerwehrdepot errichtet. Schon damals spielte die Öffentlichkeitsarbeit eine große Rolle, so wurde auf einer Gedenktafel die Bevölkerung genauestens über Ausrückungen informiert.

1888 - 1890

Die erste tech­nische Errungen­schaft

Unser erster Kommandant Josef Ranz verstarb im November 1888, er streckte nicht nur der Feuerwehr häufig Geld für notwendige Beschaffungen vor, seiner Initiative ist auch der Bau der St. Anna-Kirche zu verdanken, die am Platz des heutigen St. Anna-Parks stand.

Ein im Jahre 1889 angefertigter Einsatzbericht bestätigt, dass es in den Ortschaften Großsulz und Werndorf schon Löschgerät gab, das von den Ortsbewohnern bereitwillig selbst bedient wurde, um Nachbar*innen in Not zu helfen und zu retten, was zu retten war.

Das neue Kommando unter Vinzenz Grill zeigte sich im Jahr 1890 für die Beschaffung einer damals modernen Saugdruckspritze verantwortlich, die es erstmalig ermöglichte, Löschwasser direkt an der Wasserstelle anzusaugen. Trotz der „allergnädigsten Unterstützung seiner K. und K. Apost. Majestät Kaiser Franz Josef I.“ in der Höhe von 80 Gulden, der Unterstützung des steirischen Landesfeuerwehrfonds von 100 Gulden, Zuschüssen vom Hohen Steirischen Landesausschuß von 200 Gulden und Reinerlösen der Feuerwehrkränzchen reichte das Geld nicht aus, um die Raten für diese Landfahrspritze zu zahlen. Feuerwehrhauptmann Grill musste 300 Gulden vorstrecken, um die Raten fristgerecht zu bezahlen.

Die Jahrhunderwende um 1900

1899 - 1913

Über­örtliche Zusammen­arbeit und Kamerad­schaft

Im Jahr 1899 bestand die Wehr schon aus 45 Aktiven, 5 Unterstützern und 2 Ehrenmitgliedern. Als wohl härteste Einsätze der jungen Wehr gelten die beiden Zugunglücke im Dezember des Jahres 1899, die innerhalb von zwei Tagen geschahen. Bei dichtem Nebel war ein aus Triest kommender Güterzug auf einen haltenden Personenzug aufgefahren. Am nächsten Tag stieß der ebenfalls aus Triest kommende Personenzug mit einem auf dem Hauptgleis abgestellten Güterzug zusammen, wobei der Füllofen im Postwagen explodierte. Der Brand griff über die Poststücke auf den Schlafwagen über. Trotz der enormen Anstrengungen der Wehr musste Verstärkung aus Graz geholt werden, um aufgrund der unvollkommenen Ausrüstung der Katastrophe Herr zu werden. Bis zum Jahr 1901 rückte unsere Wehr zu 58 Brandeinsätzen aus, bei denen im Ort, aber auch darüber hinaus, Hilfe geleistet wurde.

Das 30-jährige Jubiläumsfest wurde am 18. September 1904 feierlich mit Abordnungen verschiedener Feuerwehren gefeiert, die mit der Eisenbahn, mit Mannschaftswägen, aber auch zu Fuß anreisten. Stolz war man auch auf die Löschgeräte, so besaß die Feuerwehr in jenem Jahr:

  • eine Kernreuther Saugspritze
  • einen Mannschaftswagen
  • einen Wasserwagen
  • eine Stockleiter
  • zwei Hackenleitern
  • zwei Dachleitern
  • fünfzig Helme
  • zwölf Beile
  • dreißig Mäntel

In den Jahren 1906 bis 1908 wurde ein neues Rüsthaus am Standort in der Nähe des Gasthof Pendl gebaut. Der Steigerturm wurde 1908 vom Gemeindevorsteher Dr. Julis Finze übergeben. In dieser Zeit stellte uns auch die Bespannung der Wägen mit Pferden vor Herausforderungen, so wird berichtet, dass deren Besitzer nicht immer eine große Freude mit deren Einsatz hatten. Die Tiere drohten bei weiten „Anfahrten“ zu überhitzen und zu erkranken. Diese Situation wurde erst im Jahre 1919 durch den Abschluss einer Versicherung für die Pferdebesitzer verbessert.

Im Jahr 1911 wurde eine Kernreuther Dampfspritze angeschafft, die Wasserversorgung stellte uns in dieser Zeit aber noch immer vor Herausforderungen, da es noch kein Hydrantennetz gab. Als am 12. März 1913 um 23:00 ein Dachbrand beim Stationsgebäude der Südbahn ausbrach, konnte das Feuer aufgrund von Wassermangel erst gelöscht werden, als mittels Lokomotiven 2 Tender (vermutlich mehr als 40.000l Wasser, genaue Menge nicht übermittelt) voll Wasser aus Graz gebracht wurden.

1914 - 1934

Neue Herausforderungen, neue Strukturen, neue Technik

Den ersten dokumentierten Wasserdiensteinsatz gab es am 18. Mai 1914, als in Graz ein Boot mit zwei Feuerwehrmännern in der Mur verunglückte. Die mit 10 Mann ausgerückte Feuerwehr Kalsdorf konnte das Boot mit Hilfe von Murarbeitern leider nur mehr leer bergen.

Einige Jahre später wurde eine eigene Rettungsabteilung gegründet. Dies geschah in einer Ausschusssitzung am 2. Juni 1920, in der dem Antrag des Vereinsarztes Dr. Alexander Blumauer einstimmig zugestimmt wurde. Am 3. November erfolgte, ebenfalls von Dr. Blumauer eingebracht, der Beschluss, die Kalsdorfer Musikkapelle zur Feuerwehrmusik zu ernennen.

Bei der ersten Kunstflugvorführung am Flugplatz Thalerhof rückten wir am 15. August 1920 mit 28 Mann zum Ordnungsdienst aus. Den ersten dokumentierten technischen Einsatz hatten wir im Jahre 1920 auf der Bundesstraße südlich von Kalsdorf bei einem Autounfall zu bewältigen. Bei einem Großfeuer in der Fabrik Lapp-Finze am 14. August 1921 musste auch die Rettungsabteilung tätig werden und zwei Feuerwehrmännern Verbände nach Verbrennungen anlegen.

Die Motorisierung unseres Fuhrparks begann im Jahre 1925, als eine Motorspritze der Firma Kraus und als Zugfahrzeug ein Mannschaftstransportwagen von Laurin & Klement angeschafft wurden. Schon damals beschäftigte sich ein „Fahrzeugausschuss“, oder besser gesagt ein Komitee, mit Anschaffungen. Es herrschte auch bereits ein reger Austausch mit der Berufsfeuerwehr Graz, bei der Ratschläge für den Ankauf eingeholt wurden. Diese erste Motorisierung kostete 17.530,- öS, die durch Beihilfen der Gemeinde (6.000,- öS), der Firma Lapp-Finze (4.000,- S) und der Landesregierung (1.000,- öS) ermöglicht wurde. Die restlichen 6.530,- öS mussten von der Feuerwehr selbst aufgebracht werden. Die ersten dokumentierten Maschinisten waren Franz Plösch und Franz Gigler, die auf Kosten der Feuerwehr zur Fahrausbildung nach Graz und zur Maschinistenschulung in die Feuerwehrschule entsandt wurden. Als Motorspritzenführer übernahm Paul Altmann die Aufsicht, da er beruflich vom Werk Lapp-Finze vorgebildet war und bereits einen Autoführerschein besaß. Durch die Motorisierung mussten wir auch für eine Heizung im Rüsthaus sorgen, weshalb das Kommando einen Spendenaufruf zur Anschaffung eines Kohleofens startete.

Krieg, Mangelwirtschaft und der Befehlston

1935 - 1945

Die Feuerwehr als Hilfspolizei

Auch im Jahr 1935 rückte unsere Wehr zusätzlich noch immer mit Pferden aus, was am 17. November zu Problemen bei einem Brand in Forst führte, da sich die Pferdebesitzer weigerten, ihre Pferde einzuspannen und die Wehrmänner ihre Löschgeräte zum Einsatz schieben mussten.

Mit dem Anschluss an Nazi-Deutschland im Jahre 1938 folgten große Änderungen in unserer Wehr, so hatten in den nächsten Jahren reichsdeutsche Vorschriften und Gesetze Gültigkeit. Unsere Übungen wurden zu Appellen und auf Disziplin und Pünktlichkeit wurde besonders wert gelegt, um die Ausbildung nach deutscher Vorschrift zu betreiben. Die Wehrleitung hielt sich aus der Tagespolitik heraus, weshalb es keine Differenzen gab. Bis zur Beschaffung von neuen Polizeiuniformen – die Feuerwehren wurden in die Feuerschutzpolizei eingegliedert – mussten die Wehrmänner im Dienste Hakenkreuzbinden tragen. Die Rettungsabteilung wurde aus der Feuerwehr in das neu gegründete Rote Kreuz überführt, auch die Feuerwehrmusik ging in der neu gegründeten Werkskapelle Lapp-Finze auf.

Die Feuerwehr war in den Kriegsjahren nach dem deutschen Gesetz eine Hilfspolizeitruppe, so wurden wir am 24. April 1940 durch einen Schnellbrief der Polizei verpflichtet, im Alarmfall die Fliegerhorstfeuerwehr Thalerhof zu unterstützen. Es gab fixe Dienstpläne und diese mussten penibel eingehalten werden. Zusätzlich mussten wir beim Einmarsch in Jugoslawien am 26. April 1940 die Eisenbahnstrecke mit 19 Mann bewachen und sichern. Die Hitlerjugend wurde aufgefordert, für die Ausbildung der Feuerwehrscharen Männer abzustellen, was zur Aufstellung einer „HJ-Feuerwehr“ mit 16 Jungen im Jahre 1943 führte.

In den Kriegsjahren waren wir in die Alarmpläne für die Stadt Graz integriert, um im Alarmfall (Luftangriff) genügend Einsatzkräfte in der Stadt verfügbar zu haben. Trotz vieler Vorsprachen wurde die Ausrüstung erst in den Jahren 1943 (Löschgruppenfahrzeug, Tragkraftspritzenanhänger) und 1944 (Motorspritze Rosenbauer R80) entscheidend verbessert. Leider hatten wir am 24. Mai 1944 bei einem Luftangriff auf Kalsdorf auch zwei Todesopfer und einen Schwerverletzten innerhalb der Feuerwehr zu beklagen. Durch die Splitterbomben entstand großer Sachschaden am Rüsthaus und an einer Tragkraftspritze. Um trotz der anhaltenden Kriegshandlungen weiterhin die Bevölkerung schützen zu können, wurden deswegen die Geräte in umliegenden Häusern verteilt, damit bei einem nochmaligen Angriff nicht alle Löschgeräte zerstört werden konnten. Nach Fliegerangriffen auf Graz waren wir oft stundenlang bei Brandeinsätzen in Graz im Einsatz, trotzdem musste aufgrund der Kriegswirtschaft um jeden Liter Benzin ein Papierkrieg geführt werden, was uns vor große Herausforderungen stellte.

Wiederaufbau der Wehr und technischer Fortschritt

1945 - 1959

Aller Anfang ist schwer 2.0

Nach dem Krieg erfolgte am 29. Juli 1945 eine Versammlung auf Anordnung des Bürgermeisters. Der Andrang war nicht sehr groß, weshalb für den 31. August 1945 nochmals alle bekannten Männer im Feuerwehrdienst einberufen wurden, um zu erheben, wer am Neubeginn der Freiwilligen Feuerwehr Kalsdorf mitwirken möchte. Zugute kam der Wehr, dass verantwortungsbewusste Männer in den Tagen des Zusammenbruches Löschgeräte auf mehrere Häuser verteilt und versteckt hatten, so blieb der Wehr das Löschgruppenfahrzeug Daimler-Benz und die Tragkraftspritze R80 erhalten. Zahlreiche Schläuche und Kleinmaterial sowie das im Jahre 1925 in Dienst gestellte Mannschaftsauto Laure-Klement gingen verloren bzw. wurden beschlagnahmt. Trotz dieser schwierigen Lage waren unsere Männer wie auch zu Zeiten des Krieges bereit zu helfen, wenn Hilfe benötigt wurde. 

Im Jahr 1948 ging es dank der wirtschaftlichen Erholung endlich bergauf, so wurde ein neues Aggregat bei der Firma Rosenbauer gekauft und 300 Meter C- und 200 Meter B-Schläuche wurden bestellt. Mit der Anschaffung der neuen braunen Dienstuniform wurden die alten blauen Uniformen ersetzt. Im Jahre 1950 wird von 8 Bränden berichtet, oftmals waren das Brände von Getreidefeldern, die durch das Anfahren der Dampflokomotiven im Bahnhof und dem dabei entstandenen Funkenflug entstanden. Die Werksfeuerwehr Lapp-Finze wurde 1951 ins Leben gerufen, leider mussten deshalb einige Mitglieder aus unserer Wehr ausscheiden, da damals durch das Landesfeuerwehrgesetz eine doppelte Mitgliedschaft nicht zulässig war.

Der Wunsch nach dem ersten Tanklöschfahrzeug wurde immer lauter, da es zu weit verstreuten Siedlungsbauten kam und diese über oft zehn Meter tiefe Brunnen verfügten, von denen nicht angesaugt werden konnte. So konnte ein Brand der Holzhütten im Bereich des Pulverturms erst mit Hilfe von zwei Tankwägen der Berufsfeuerwehr Graz lokalisiert und gelöscht werden. Im Jahre 1958 gelang es schließlich, durch sachliche, aber schwierige Verhandlungen die Gemeindeführung von der Anschaffung eines Tanklöschfahrzeuges zu überzeugen. Die feierliche Übergabe erfolgte am 30. August 1958 am Bahnhof Kalsdorf, die Einschulung erfolgte durch die Berufsfeuerwehr Graz. Im Jahr 1958 waren wir ebenfalls bei dem verheerenden Hochwasser in der Breitenau mit 30 Mann bei den Aufräumarbeiten beteiligt.

1960 - 1967

Technische Neuerungen am laufenden Band

Im Jahre 1961 fand erstmalig unser Fetzenmarkt statt, den wir über Jahrzehnte veranstaltet haben. So manch ein Feuerwehrkamerad berichtet heute noch über die tagelangen Vorbereitungen und das harte Feilschen mit den Käufer*innen. Bei einer Bezirksübung am Schöckl wurde die Wasserversorgung über lange Wegstrecken und über zahlreiche Höhenmeter von der Talstation der Seilbahn bis zum Stubenberghaus erprobt. Wie schon in den Jahren davor wurden die Rufe nach einem neuen Rüsthaus immer lauter, aus dem Jahr 1963 ist überliefert, dass man sich trotz hitziger Debatten nicht auf eine Lösung zwischen Gemeinde und Feuerwehr einigen konnte.

Zum 90. Gründungstag im Jahre 1964 verfügte die Wehr über folgendes Gerät:

  • ein Tanklöschfahrzeug
  • ein leichtes Löschfahrzeug T1500
  • zwei Tragkraftspritzen Rosenbauer
  • zwei Tragkraftspritzen Gugg SR (3448 & 3760)
  • eine Tragkraftspritze VW Automatik
  • vier Anhänger für die Tragkraftspritzen

Mit der Indienststellung einer 16 Meter langen fahrbaren Leiter im Jahre 1965 wurde ein lang ersehnter Wunsch erfüllt, man konnte jetzt auch höhere Stockwerke erreichen. Immer wieder verwüsteten Hochwasser unseren Ort, das heftigste ereignete sich am 18. August 1966. Dabei waren alle Häuser bis zur Dorfstraße überflutet. Die Wehr musste die Bewohner*innen und auch deren Vieh retten. Selbst nach Absinken der Flut mussten zahlreiche Häuser und Brunnen von Schlamm befreit werden. Einzelne Häuser wurden über das Tanklöschfahrzeug mit Trinkwasser für Mensch und Vieh versorgt.

Als Ersatzbeschaffung für das 1943 angeschaffte Löschfahrzeug wurde ein Rüstfahrzeug angeschafft. Um bei Autobränden rasch löschen zu können, erfolgte ebenfalls 1966 der Ankauf eines gezogenen 50kg-Trockenlöschers. Seit diesem Jahr sind wir auch offiziell wieder im Alarmplan des Flughafens eingeteilt.

Der technische Fortschritt macht nicht Halt.

1968: Funk & Atemschutz

Damals neuartig, heute unverzichtbar

Das erste Funkgerät wurde im Jahr 1968 angeschafft. Ein Brand im Personalhaus der Lapp-Finze AG führte zu ersten Überlegungen über die Anschaffung von schwerem Atemschutz. Dort gelang erst der Berufsfeuerwehr Graz nur unter Atemschutz, in den Keller einzudringen und den Brand zu löschen. So folgte für 22.640,- öS die Anschaffung von zwei Atemschutzgeräten im Jahr 1969, aber auch der Ankauf eines 2. Funkgerätes.

1970 - 1979

Investition in die Zukunft: Unsere Jugendfeuerwehr

Unsere Jugendfeuerwehr wurde im Jahr 1971 gegründet, sie konnte beim ersten Leistungsbewerb in Nestelbach mit großem Erfolg teilnehmen und zwei Pokale erringen. Der Ankauf einer Schlammpumpe im Jahr 1973 war eine große Erleichterung für die Feuerwehrmänner unserer von Hochwassern gefährdeten Gemeinde. Im Jahr 1974 erfolgte anlässlich der 100-Jahr-Feier die erneute Austragung eines Bezirksfeuerwehrtages. Die angedachte Grundsteinlegung für ein neues Rüsthaus musste aber erneut verschoben werden.

Aus dem Tätigkeitsbericht 1976 ist zu entnehmen, dass wir 25-mal zu Bränden und 16-mal zu anderen Einsätzen ausrücken mussten. 25 Übungen verschiedenster Art wurden abgehalten, aber auch der Besuch von Lehrgängen an der Landesfeuerwehrschule hatte große Bedeutung. Ebenso war die Teilnahme an Landesleistungsbewerben in Bronze und Silber Pflicht. Im Jahr 1977 haben wir aufgrund der steigenden Anzahl an technischen Einsätzen unser leichtes Löschfahrzeug zu einem Kleinrüstfahrzeug umgebaut. Unsere Feuerwehrjugend qualifizierte sich mit dem 1. Platz bei der Bundesausscheidung 1977 für die Teilnahme am 1. Internationalen Feuerwehrjugend-Leistungsbewerb. Durch die anhaltend hohe Leistung dieser Gruppe konnte sie sich auch für den 2. Internationalen Feuerwehrjugend-Leistungsbewerb im Jahre 1979 qualifizieren. Nach jahrelangem Hin und Her erfolgte im Jahr 1979 die Grundsteinlegung für das neue Rüsthaus am aktuellen Standort.

Wegweisende Investitionen in die Zukunft

1980: Großbrand in Kalsdorf!

Großbrand Sägewerk Meyer

Den bisher größten Brandeinsatz in Kalsdorf hatten wir am 29. März 1980 im Sägewerk Meyer zu bewältigen. Das Feuer legte die durch den Nachtwächter aktivierte Alarmsirene am Werksgelände nach kurzer Zeit lahm, sie wurde aber von einem aufmerksamen Gendarmeriebeamten des Postens Kalsdorf gehört, der die Feuerwehren alarmierte. 24 Freiwillige Feuerwehren aus Graz-Umgebung, aber auch die Berufsfeuerwehr Graz, eilten mit rund 40 Einsatzfahrzeugen und 300 Einsatzkräften zur Brandbekämpfung. Es entstand ein Sachschaden von geschätzten 15 Millionen Schilling, wobei größerer Schaden durch mehrere Riegelstellungen verhindert wurde.

1980 - 1989

Unsere Wehr rüstet sich für technische Einsätze

Im Jahr 1980 konnte die erste Drehleiter mit einer Länge von 30 Meter in Dienst gestellt werden, sie war für 600.000,- öS von der Berufsfeuerwehr Linz gebraucht erworben worden. Sie war die erste 30-Meter-Leiter außerhalb der Landeshauptstadt Graz. Es erfolgte auch der erste Einsatz zur Rettung von Personen aus einem Lift im 6. Stockwerk. Der Ankauf eines hydraulischen Rettungsgeräts „Hurst“ im Jahre 1981 bewährte sich durch die zahlreichen Verkehrsunfälle ebenfalls.

Im Jahr 1981 konnten wir endlich unser neues („aktuelles“) Rüsthaus am Standort Raiffeisenstraße übernehmen. Es ersetzte das bereits im Jahr 1910 erbaute Rüsthaus, das noch für eine pferdebespannte Landfahrspritze und einen pferdebespannten Mannschaftswagen gebaut wurde. 

Im Jahr 1982 wurde das erste Rüstlöschfahrzeug gemeinsam mit einem neuen Mannschaftstransportfahrzeug angeschafft. 1986 feierte unsere Feuerwehrjugend mit dem Sieg beim Bundesfeuerwehrjugend-Leistungsbewerb erneut einen beachtlichen Erfolg. Da schon in den 1980ern technische Hilfeleistungen für die meisten Einsätze sorgte, wurde im Jahr 1989 auch noch ein Löschfahrzeug mit Bergeausrüstung angeschafft.

1990 - 1999

Neues Hubrettungsgerät

In den 1990er musste im Jahr 1994 aufgrund eines Unfalls mit Totalschaden der Drehleiter ein neues Hubrettungsgerät TB24 vulgo Hubsteiger angeschafft werden. Im Jahr 1995 wurde ein Versorgungsfahrzeug angeschafft, das uns vor allem bei Verkehrsunfällen gute Dienste leistete. Im Jahr 1999 konnten wir die 125-Jahr Feier begehen, damals gab es nicht nur eine große Ausstellung von Unternehmen, sondern auch eine gute besuchte Abendveranstaltung.

Jahrhunderwende #2

2000 - 2009

Investitionen in die Sicherheit

2002 wurde nach 44 Jahren eine neues Tanklöschfahrzeug beschafft, ebenso wurde ein Kommandofahrzeug in Dienst gestellt. Aufgrund der zahlreichen Gewässer wurde im Jahr 2006 ein Motorboot angeschafft, im Jahr 2010 erfolgte noch der Kauf einer Zille über den Landesfeuerwehrverband. Im Jahr 2007 erfolgte mit der neuen Halle inklusive Katastrophenlager der erste Zubau beim aktuellen Rüsthaus. Mit der Ersatzbeschaffung eines Mannschaftstransportfahrzeuges im Jahr 2008 gab es auch ein neues Zugfahrzeug für unsere Anhänger. Da das hydraulische Rettungsgerät nicht mehr den Anforderungen entsprach – ein Einsatz bei modernen Verbundstoffen war de-facto unmöglich – erfolgte 2008 der Ankauf eines neuen hydraulischen Rettungsgerätes.

2010 - 2020

Unsere Wehr rüstet sich für technische Einsätze

2013 erfolgte mit der Ersatzbeschaffung des Rüstlöschfahrzeuges auch ein Generationenwechsel bei der technischen Ausrüstung. Als erste und bisher einzige Feuerwehr haben wir im Jahr 2014 ein Hovercraft gekauft, das auch schon bei Menschenrettung in Hochwassergebieten zum Einsatz kam. Die 140-Jahr Feier unserer Feuerwehr fand vom 12. bis zum 13. September 2014 statt.

Unsere aktuelle Tragkraftspritze haben wir im Jahr 2016 beschafft, im Jahr 2017 bekam sie mit dem LKW mit Hebebühne auch ein flexibles Transportfahrzeug. Für dieses Logistikfahrzeug der 3. Welle wurden verschiedene Rollcontainer beschafft, die flexibel je nach Alarmstichwort aufgeladen werden können. 2019 erfolgte in Folge einer Beschaffungsaktion des Landesfeuerwehrverbandes auch der Austausch des Hubsteigers, seitdem haben wir mit der 3. Generation Hubrettungsgerät auch wieder eine Drehleiter im Einsatzdienst.

Die COVID-19 Pandemie in den Jahren 2020-2022 stellte auch unsere Feuerwehr vor Herausforderungen. Von einem Tag auf den anderen mussten Übungen abgesagt und Sitzungen teils online abgehalten werden. Trotz diverser Einschränkungen wie der Maskenpflicht hat unsere Feuerwehr auch diese Herausforderung wieder einmal gemeistert und wir sind stolz, dass wir auch in dieser Zeit stets für die Bevölkerung in Not ausgerückt sind.

2020 - 2024

Tunnelportalfeuerwehr und Roboter

In diesen Jahren erfolgte nicht nur die Anschaffung eines Mannschaftstransportfahrzeuges („BUS“) mit 15 Sitzplätzen (2021, speziell für die Jugend und die Bewerbsgruppen), sondern auch der zweite Rüsthauszubau mit der Halle Süd im Jahr 2022. Die ersten Feuerwehrfrauen sind im Jahre 2022 zu uns gestoßen, nachdem wir getrennte Umkleide- und Sanitärräumlichkeiten in den angekauften Räumlichkeiten der ehemaligen Gebietskrankenkassa errichtet haben.

Aufgrund der Unterflurtrasse der Koralmbahn im Bereich des Flughafens werden wir nun auch zur Tunnelportalfeuerwehr. Aus diesem Grund erfolgte 2023 nicht nur eine spezielle Tunnelausbildung für unsere Atemschutzgeräteträger, sondern auch der Ankauf eines Löschroboters (der 2. in Österreich), die Indienststellung eines Kleinrüstfahrzeuges Straße Tunnel (KRFS-T) und die Ausstattung mit „Twinpack“-Atemschutzgeräten für bis zu 60 Minuten Einsatzzeit im Tunnel.

Rüsthäuser in Großsulz und Thalerhof

Großsulz & Thalerhof

integration der Löschzüge

Es existierten in Großsulz und Thalerhof bis zur Eröffnung des aktuellen Rüsthauses eigene Löschzüge, die gemeinsam mit der „Zentralwache“ in der Nähe des Pendl die Freiwillige Feuerwehr Kalsdorf bildeten. Seit der Eröffnung des Rüsthaues in der Raiffeisentraße rücken Mannschaft und Gerät nun gemeinsam von einem Standort aus.

Rettungsabteilung und Feuerwehrmusik 

1919 - 1938

Die Rettungsabteilung

Die Rettungsabteilung wurde am 22. Juni 1919 gegründet und mit 30. September 1938 bei der Gründungsversammlung des Roten Kreuzes in Kalsdorf aufgelöst. Die fachliche Leitung lag von 1920 bis 1930 bei Dr. Alexander Blumauer, danach übernahm bis zur Auflösung Dr. Josef Gufler die Führung.

Die Erstausstattung mit einer Verbandskasette, einer Tragbahre, Schienen, Verbandsmaterial und Decken wurde am 1. August 1920 mit einer Volkstombola finanziert. Vom 1. Oktober bis zum 30. Dezember 1920 fand der erste Schulungskurs „Erste Hilfeleistung“ für die Männer der Rettungsabteilung statt. Als erste Ausrückung gilt ein Transport eines Gemeindearmen in das Spital in Graz am 2. November 1920. Am 1. Dezember war der erste Einsatz am Kalsdorfer Bahnhof zu bewältigen, hier verletzte sich ein Fahrgast erheblich, als er unvorsichtig aus dem Zug abgesprungen war. Der erste Verkehrsunfall mit einem Personenkraftfahrzeug war 1921 zu bewältigen. Im Jahr 1923 waren 21 Krankentransporte und 22 verschiedene Unfälle zu bewerkstelligen. Besonders erwähnt sei, dass in den Anfangsjahren der Transport ins Spital nach Graz mit der Eisenbahn einen besonders hohen Zeitaufwand der freiwilligen Helfer erforderte.

Im Jahr 1926 wurde der erste pferdebespannte Rettungswagen leihweise durch eine Vereinbarung mit der Lapp-Finze übernommen. Die Kassengebarung war seit Beginn von der Feuerwehr getrennt, weshalb auch eigene Veranstaltungen zur Aufbringung finanzieller Mittel abgehalten wurden. Der im Jahre 1927 gefasste Beschluss, ein eigenes Rettungsfahrzeug anzuschaffen, konnte bis zur Auflösung im Jahr 1938 aufgrund der anhaltend schlechten wirtschaftlichen Lage trotz zahlreicher Bemühungen zur Eigenfinanzierung nicht umgesetzt werden.

Ausgehend von der Gründung der Rettungsabteilung in unserer Feuerwehr lebt der Gedanke des Rettungsdienstes nunmehr seit 1938 beim Roten Kreuz Kalsdorf weiter. Obwohl den wenigsten Personen in beiden Organisationen bewusst ist, dass wir gemeinsame Wurzeln haben, arbeiten wir auch noch heute professionell, wertschätzend und engagiert am Wohl der Patient*innen.

? - 1938

Die Feuerwehrmusik

Das Gründungsdatum der Feuerwehrmusik ist leider nicht mehr bekannt, obwohl schon aus dem Jahr 1903 übermittelt ist, dass sich im Ort ansässige Musiker zur Gründung einer Ortsmusikkapelle trafen. Auch die Feuerwehrmusik wurde im Jahr 1938 aufgelöst, sie wurde mit der Neugründung der Werkskapelle Lapp-Finze in dieser aufgenommen.

Die Führung der Kapelle lag rund 40 Jahre bei Kapellenmeister Johann Eckhart, der mit seiner Kapelle stets bei verschiedenen Anlässen der Feuerwehr, aber auch darüber hinaus aufgespielt hat. Auch die Kontakte und der Austausch mit der nunmehrigen Musikkapelle der Roto Frank und der Marktgemeinde Kalsdorf blieben nach der Neugründung bestehen.